Ingwer und Meerrettich in der Pferdefütterung
(mit freundlicher Genehmigung von Dr. Stefan Brosig, im November 2005)
A. Ingwer in der Pferdefütterung
Seit dem Jahr 2002 wird Ingwer bei Pferden zur Behandlung der unterschiedlichsten Leiden eingesetzt, vor allem bei verletzungs- oder altersbedingten Arthrosen.
Anfangs breitete sich seine Anwendung nur langsam unter den Pferdehaltern aus, da Ingwer von Seiten vieler Mediziner und auch der Pharmaindustrie mit großem Misstrauen betrachtet wurde. Ein Gewürz hatte in der Pferdeheilkunde, klassisch und medizinisch dogmatisch betrachtet, einfach nichts verloren. Darüber hinaus war es auch noch frei verfügbar und viel zu billig.
Seitdem die ehemals berühmte Dressurstute und Olympia-Hoffnung Renaissance Fleur erfolgreich damit behandelt wird, verläuft die Ausbreitung unter den Pferdehaltern aber geradezu explosionsartig.
Durch gezielte Untersuchungen oder auch durch reine Zufallsentdeckungen sind dabei, über die Behandlung von Arthrosen hinaus, immer weitere Anwendungsfelder neu hinzugekommen. Es zeigte sich, dass der Ingwer "ganzheitlich" wirkt, um einmal dieses Modewort dafür zu gebrauchen.
Im folgenden möchte ich den derzeitigen Wissenstand zur Ingwerfütterung umreißen, der auf Untersuchungen an meinen eigenen Pferden und denen von Bekannten, Pferden des Gestüts Rondeshagen und auf Erfahrungsberichten vieler anderer Besitzer (mit mehr als 100 Pferden) beruht, denen ich hiermit vielmals für ihre Bereitschaft zum Erfahrungsaustausch danken möchte. Ohne sie wäre der Fortschritt in den Erkenntnissen zur Ingwerfütterung bedeutend langsamer verlaufen:
In der Pferdeheilkunde sind in den letzten 50 Jahren große Fortschritte erzielt worden, und es ist heute möglich, Verletzungen zu behandeln, die früher einem Todesurteil gleichgekommen wären.
Trotzdem weist die ärztliche Heilkunst aber noch einige sehr deutliche Schwachstellen auf, die die Pharmaindustrie bis zum heutigen Tage nicht zu beseitigen vermochte.
Eine dieser Schwachstellen ist die Bekämpfung von Schmerzen und Entzündungen ohne schädliche Nebenwirkungen. Die bislang verfügbaren schmerz- und entzündungshemmenden Mittel aus der Gruppe der nichtsteroidalen Entzündungshemmer (am bekanntesten bei den Pferdehaltern: Equipalazone) greifen alle nach bereits kurzer Zeit den Verdauungstrakt so stark an, daß deren Einsatz zeitlich beschränkt erfolgen muß und ein andauernder Einsatz bei chronischen Schmerzen, z.B. auch bei altersbedingtem Verschleiß, ausgeschlossen ist.
Eine weitere Schwachstelle ist "Die verlorene Kunst des Heilens" selbst, wie der amerikanische Mediziner und Nobelpreisträger Bernard Lown in seinem gleichnamigen Buch beklagt. Die Medizin hat sich mehr und mehr zu einer Notfallmedizin entwickelt. Bei der Nachbehandlung und langfristigen Ausheilung einer Krankheit steht der Mensch und eben gerade auch der Pferdehalter oft ziemlich verlassen da.
Australische Wissenschaftler des Herbal Medicine Research and Education Centre und der University of Queensland haben nun mit einer Entdeckung aus Mutter Natur dazu beigetragen, diese Schwachstellen für viele Anwendungsfälle zu beseitigen:
Sie fanden im Jahr 2001, dass das Gewürz Ingwer, bzw. ein Extrakt daraus, bei Ratten das Schmerzempfinden herabsetzt und entzündungshemmend wirkt!
Bei diesem Ingwer handelt es sich um die Wurzel (das Rhizom) der schilfartigen Ingwerstaude (Zingiber officinale), die von Indien bis China, in anderen Tropengebieten und auch Afrika angebaut und vornehmlich als Gewürz frisch oder getrocknet gehandelt wird.
Ingwer wirkt dabei nicht homöopathisch oder wie ein Placebo, sondern nach Schulmedizin: Bestimmte Inhaltsstoffe des Ingwers, vor allem wohl die sogenannten Gingerole und Shogaole, die wesentlichen Scharfstoffe des Ingwers (englisch: ginger), docken an die gleichen (sogenannten "vanilloiden") Rezeptoren in den Zellen an wie z.B. die nichtsteroidalen Entzündungshemmer Ibuprofen, Aspirin und auch Equipalazone. Dabei zeigt aber der Ingwer nicht die schweren Nebenwirkungen, die mit der Gabe der üblichen nichtsteroidalen Entzündungshemmer verbunden sind! Für Ingwer sind beim Menschen keine Gegenanzeigen bekannt. Selbst Schwangere dürfen ihn gegen Übelkeit einnehmen.
Überraschenderweise hat es sich gezeigt, dass Ingwer, bezogen auf das Körpergewicht, bei Pferden deutlich stärker schmerz- und entzündungshemmend wirkt als bei Ratten.
Das Pferd, welches nun schon die längste Zeit täglich Ingwer in größerer Menge als Futterzusatz erhält, ist mein Warmblutwallach Waran (geb. 1971), der ihn seit März 2002 zunächst über 7 Monate in einer schmerz- und entzündungshemmenden Menge zwischen 10 und 15 Gramm erhielt, und danach weiter in versuchsweise wechselnden Mengen (zwischen 8 und 24 Gramm) zur weiteren Ausheilung und weil er ihm offensichtlich insgesamt gut tut. (Bereits seit September 2004 bekommt er nun eine gleichmäßige Menge von 16 Gramm täglich, was etwas mehr als 3 Gramm pro 100 Kilo Körpergewicht entspricht.)
Seitdem hat Ingwer schon vielen anderen Pferden das Leben erleichtert. Er wird auch bereits von einigen Gestüten routinemäßig zu Behandlungen eingesetzt, rassemäßig übergreifend vom Isländer bis zum Trakehner.
Prominentester „Ingwerfresser“ und gleichzeitig "Blockadebrecher" gegen die lange vorherrschende Lehrmeinung, ist wohl die Trakehner Stute Renaissance Fleur, die im Februar 2003 im Ausbildungsstall Theodorescu auf tragische Weise einen dreifachen Trümmerbruch von Fesselbein und Fesselgelenk erlitt. Das Bein wurde in einer Notoperation mit neun (!) Schrauben wie ein Mosaik wieder einigermaßen zusammengesetzt. Das Gewicht des Pferdes wurde gleichzeitig über einen Außenverband um die Fessel herum direkt auf den Huf übertragen. Ein Beweis, was die heutige Medizin Unglaubliches zu leisten vermag! Nachdem die Stute nach vier Monaten aus der Klinik kam, lief sie allerdings immer schlechter. Das Fesselgelenk versteifte (gewollt) völlig. Schließlich lahmte die Stute wegen Arthrosen stark und magerte auch immer mehr ab (die meisten Pferdezeitschriften berichteten darüber).
Durch Ingwerfütterung wurde der Stute seit September 2003 wieder ein schmerzfreies Gehen und auch Traben möglich. Damit ist der Weg frei für ein hoffentlich noch langes und beschwerdefreies Leben dieser großen Stute. Der Stute geht es unter Ingwer zunehmend besser, und sie galoppiert nun auch schon wieder über die Weide. Das betroffene Bein wird darüberhinaus langsam etwas dünner. Einem Einsatz in der Zucht steht nichts im Wege.
Seit Anfang 2003 läuft eine Studie des Reha-Team Aggertal (angehängt an die Fachtierarztklinik Dr. Gawda), in der Ingwer sehr hoch dosiert und dabei erfolgreich an Pferden angewendet wird, die sich gegenüber konventioneller tierärztlicher Behandlung als therapieresistent erwiesen haben. Diese Pferde leiden an hochgradiger Arthrose an mehreren Gelenken gleichzeitig, beidseitigem hochgradigem Spat, hochgradiger Podotrochlose („Hufrolle“), hochgradiger Ataxie/HWS-Syndrom, Zügellahmheit, Verkalkungen und anderem. Es liegen für solche Hochdosierungen, die meine eigenen Empfehlungen um mehr als das doppelte übersteigen, allerdings noch keine Langzeitbefunde vor. Die Ergebnisse ihrer Arbeit werden auf einer Internetseite www.Pferd-und-Ingwer.de vorgestellt werden.
Obwohl Ingwer etwas mehr Aufwand bei der Anwendung macht und die Wirkung erst mit größerer Verzögerung einsetzt als bei bisher vom Tierarzt bei Schmerzen und Entzündungen üblicherweise verordneten Mitteln, überwiegen bei weitem seine Vorzüge: keine Nebenwirkungen, keine Gegenanzeigen und keine Wartezeiten, da Ingwer ein Lebensmittel ist. Zudem ist er preiswert.
Daher ist er als das Mittel der Wahl anzusehen und sollte mindestens bei voraussichtlich längerer Anwendung eines Schmerz- und Entzündungshemmers stets zum Einsatz kommen. (Man befolgt dabei eigentlich nur einen Leitspruch des alten Hippokrates: „Lasst die Nahrung euer Heilmittel sein und Heilmittel eure Nahrung!“)
Für Pferdehalter sind vor allem praktische Hinweise zur Anwendung interessant, denn es wird von ihm verlangt, die für sein Pferd individuell benötigte Dosis selbst zu bestimmen. Im folgenden möchte ich daher die wesentlichen Punkte aufzählen, die für eine erfolgreiche Anwendung beim Pferd zu beachten sind:
1.) Ingwer ist ein Naturprodukt und seine schmerz- und entzündungshemmende Wirkung ist stark abhängig von seiner Herkunft und seinem Gehalt an Scharfstoffen, das sind vor allem die Gingerole , die im handelsüblichen Ingwerpulver zwischen 1 und 3 % schwanken. Den höchsten Gehalt an Gingerolen weist üblicherweise Ingwer aus Afrika (Tansania, Nigeria) auf, aber auch aus anderen Ländern kann man solchen Ingwer (z.T. mit zertifiziertem Scharfstoffgehalt von ungefähr 2,5% oder mehr) schnell und kostengünstig beziehen, z.B. von der Gewürzmühle Neumann / Herzfelde (Tel. 033434 / 45407) oder von Amarelo Ingredients / Saarburg (Tel. 06501 / 180551). Granulierten afrikanischen Ingwer (daher auch für Trockenfutter geeignet) erhält man bei Masterhorse / Schwieberdingen (Tel. 0800 / 6278374). Ein weiterer großer Lieferant mit Erfahrung ist Makana / Karlsruhe (Tel. 0721 / 8933356).
Ingwer aus Afrika hat sich nach bisheriger Erfahrung stets als gleichwertig zu solchem aus anderen Gegenden der Welt erwiesen, selbst wenn sein Scharfstoffgehalt nur bei etwa 1,5% lag.
Eine Erklärung hierfür ist wohl, dass der afrikanische bei geringerem Gehalt an entzündungshemmenden Stoffen gleichzeitig auch einen geringeren Anteil an entzündungsfördernden Stoffen enthält und die Differenz aus beiden Stoffklassen entscheidend für die Gesamtwirkung ist. Außerdem scheinen im Ingwer auch noch andere Wirkstoffe an der entzündungs- und schmerzhemmenden Wirkung beteiligt zu sein. Er hat sich nämlich auch bei equipalazone-resistenten Pferden als wirksam erwiesen, was auf (mindestens) einen weiteren Wirkmechanismus hinweist, für den dann andere Substanzen als die Gingerole verantwortlich sein müssen.
Der gemahlene Ingwer aus dem Supermarkt ist teurer, älter und leider in Scharfstoffgehalt und Herkunft nicht spezifiziert, man findet zwar gute, häufig aber auch schlechte oder auch sehr schlechte Chargen darunter, die manchmal kaum oder gar nicht funktionieren. Zumeist handelt es sich dabei um die asiatischen Sorten mit geringem Scharfstoffgehalt.
Bei frischem Ingwer bezahlt man hauptsächlich das Wasser (ungefähr 85%) und es handelt sich meistens um asiatische Sorten mit geringem Scharfstoffgehalt. Der frische Zustand scheint die geringere Schärfe aber teilweise zu kompensieren.
Ingwer aus der Apotheke ist erstens teurer und häufig auch merklich schlechter, denn die Gingerole wandeln sich bei Lagerung langsam in sogenannte Shogaole um, die deutlich weniger scharf und weniger wirksam sind. Größere Mengen Ingwer lagert man daher über längere Zeit bevorzugt in geschlossenen Gefäßen im Kühlschrank und füllt sich in ein kleineres dicht schließendes Gefäß die Menge für mehrere Wochen ab.
(Übrigens wirkt auch der Scharfstoff des Chili und Pfeffers, Capsaicin , schmerz- und entzündungshemmend, doch wirkt er im Gegensatz zu den Scharfstoffen des Ingwers in der zur Schmerz- und Entzündungshemmung erforderlichen hohen Menge zerstörend auf die Schleimhäute!)
2.) Bei Pferden, die zum ersten Mal mit Ingwer behandelt werden, ist es notwendig, ihn langsam anzufüttern . Vor allem hoch im Blut stehende Tiere können hier erfahrungsgemäß heikel sein. Auch Pferde in Offenstallhaltung, die ständig freien Zugang zu Futter haben und daher immer satt sind, können größere Schwierigkeiten bereiten.
Man beginnt am besten mit etwa einem Gramm pro Mahlzeit. Die nächsten Male kann man auf 3 Gramm, dann 5 Gramm usw. steigern.
Bei Pferden, die auf Futterumstellungen mit gesundheitlichen Schwierigkeiten reagieren, sollte dies langsamer geschehen als bei normalen, bei denen für die Erhöhung der Menge auf die erforderliche Enddosis nur mehrere Tage angesetzt werden müssen.
Bei Pferden mit starker Niereninsuffizienz ist zu berücksichtigen, dass die Wirkstoffe des Ingwers wesentlich langsamer aus dem Körper ausgeschieden werden. Die Dosis ist in diesen Fällen zum Teil deutlich zu senken und die Erhöhung der Dosis von Tag zu Tag muss langsamer erfolgen.
Bevorzugt reicht man den Ingwer in eingeweichten (aber nicht triefenden) Heucobs/Wiesencobs (z.B. von Agrobs). Der Ingwer wird dadurch für das Pferd wesentlich angenehmer: Geruch und Schärfe werden sehr deutlich gemildert. In eingeweichten Heucobs kann man Pferden die drei- bis vierfache Menge an Ingwer zuführen wie in gequetschtem Hafer. Man kann damit auch große Ingwermengen in einer Portion verfüttern. Eine Menge von 20 Gramm Ingwer lässt sich sehr bekömmlich für das Pferd in etwa einem halben Kilo (Trockenmasse) Heucobs plus der zum Einweichen nötigen Menge Wasser unterbringen.
Man kann, vor allem zu Beginn, wenn der Ingwer den Pferden noch fremd ist, zusätzlich Mohrrüben oder Äpfel beifügen. Das Reha-Team Aggertal macht seine hohen Dosen den Pferden auch mittels Zitrusfrüchten schmackhaft. Andere verwenden Bierhefe, um den Geruch zu überdecken, oder auch einige Tropfen Pfefferminzöl.
Eine weitere Möglichkeit, sehr heiklen Pferden die benötigte Ingwermenge zuzuführen, ist die Verwendung von Ingwer in einer gröberen Form , die ebenfalls weniger stark riecht und schmeckt. Die sehr grobe geschnittene Form wird allgemein gut angenommen, wird aber auch nur, je nach Zerkauungsgrad, sehr unvollständig ausgewertet, ein Teil davon kommt einfach „hinten“ wieder heraus. Man muß dann unter Umständen mit der doppelten Menge rechnen als bei gemahlenem Ingwer, oder sogar mit noch mehr. Eine bevorzugte Darbietungsform ist wohl ungefähr grießförmig.
Wieder eine andere Möglichkeit zur Gewöhnung ist das vorübergehende Füttern von frischem Ingwer , der von vielen Pferden gemocht wird. Da dieser aber sehr viel Wasser enthält, muß mit einer wesentlich größeren benötigten Menge gegenüber getrockneter Ware gerechnet werden!
Besitzer von extremen „Gourmet“-Pferden haben den Ingwer ihren Pferden erfolgreich mit einer Spritze direkt ins Maul eingeflößt, nachdem sie ihn in Wasser oder Öl verteilt hatten. Nach einiger Zeit gewöhnen sich die Pferde daran, und einige Zeit später, wenn sie gemerkt haben, dass der Ingwer ihnen gut tut, akzeptieren sie ihn dann meistens auch im Futter. Vielleicht ist dies also die Methode der Wahl, wenn man keine Zeit hat, Pferde durch langsames Anfüttern an den Ingwer zu gewöhnen.
Es ist vermutlich hauptsächlich der Geruch und weniger die Schärfe, der die Pferde anfangs irritiert. Pferde scheinen allgemein wenig Geschmackssinn für Schärfe zu besitzen. (Dies ist z.B. auch daran erkennbar, dass sie Meerrettich und Knoblauch fressen.) Spätestens, wenn sie merken, dass der Ingwer ihnen hilft, sind einige Pferde sogar regelrecht „scharf“ darauf, und manche fressen den Ingwer unglaublicherweise sogar pur!
Bei späteren Behandlungen, wenn das Pferd den Ingwer bereits kennt, kann die Dosis sehr schnell hochgefahren werden.
Schon von daher ist es sinnvoll, Pferde frühzeitig an den Geschmack von Ingwer zu gewöhnen , auch wenn sie ihn noch gar nicht benötigen. Im Notfall hat man dann keine Akzeptanzprobleme und kann schnell auf die erforderliche Dosis erhöhen.
3.) Für reine Gelenkerkrankungen beträgt die tägliche Dosis, ab der eine starke schmerz- und entzündungshemmende Wirkung zu beobachten ist, bei den allermeisten Pferden etwa 3 Gramm (getrocknet) pro 100 Kilo Körpergewicht bei einer Ingwerqualität mit etwa 2,5% Scharfstoffgehalt, bzw. bei Verwendung von afrikanischem Ingwer.
Wie beim Menschen auch, kann die Dosis jedoch auch individuell verschieden sein, also geringer oder höher. Die 15 Gramm für ein 500 Kilopferd sind jedoch ein sehr guter Richtwert.
Wenn man die für das betreffende Pferd geschätzte Dosis erreicht hat, wartet man erst einmal zwei Tage mit einer weiteren Steigerung ab, denn eine Charakteristik in der Behandlung mit Ingwer ist, dass er erst etwa zwei Tage nach Erreichen der notwendigen Menge deutlich, geradezu schlagartig, Wirkung zu zeigen beginnt, wobei sich diese dann meistens noch in den folgenden Tagen etwas steigert.
Tritt bei der für das betreffende Pferd geschätzten Menge noch keine erkennbare Wirkung ein, so wird weiter erhöht (günstig sind 3-Gramm-Schritte, bei höheren nötigen Dosierungen 5-Gramm-Schritte oder sogar mehr).
Untersuchungen zeigen, dass die Dosis von ungefähr 3 Gramm pro 100 Kilo Körpergewicht meistens dann deutlich (ungefähr Faktor 3) überschritten werden muss, wenn außer den Gelenken in stärkerem Maße "Weichteile" wie Sehnen, Bänder und Muskeln betroffen sind.
Sollte also die benötigte Menge für eine deutliche Lahmheitsminderung wesentlich höher liegen als 3 Gramm pro 100 Kilo Körpergewicht, so ist das ein Hinweis darauf, dass die Diagnose „Gelenke“ nicht vollständig ist. Ingwer könnte daher unter Umständen vom Tierarzt sogar als Diagnosehilfe eingesetzt werden, um zwischen den zwei Fällen zu unterscheiden.
Die maximale mir bekannte Menge Ingwer, die ein Pferd pro Tag bisher benötigt hat, sind 120 Gramm (Hufrollenentzündung, Röntgenklasse 4).
Bei jedem Pferd, bei dem die herkömmlichen nichtsteroidalen Entzündungshemmer wirken, muß auch der Ingwer wirken, da der Wirkungsmechanismus in Teilen identisch ist. Darüberhinaus hat er sich aber auch bei Pferden als wirksam erwiesen, die auf Equipalazone nicht mehr ansprachen, was zeigt, dass der aus vielen Komponenten bestehende Ingwer auch noch über andere Wirkungsmechanismen verfügen muss.
Hat man einmal die notwendige tägliche Mindestdosis für das betreffende Pferd ermittelt, so ist es sinnvoll, diese noch als Sicherheitsspielraum um etwa 20% zu überschreiten, um Dosierungsungenauigkeiten und Befindlichkeitsschwankungen von Tag zu Tag auszugleichen.
Es ist bei Dosierungen bis etwa 50 Gramm am Tag und bei Darreichung in eingeweichten Heu-/Wiesencobs nicht notwendig, die Dosis auf zwei Mahlzeiten am Tag zu verteilen. Bei höheren Dosierungen ist eine Aufteilung auf mehrere Portionen vorteilhaft. (20 Gramm Ingwer lassen sich, nach der Eingewöhnung, z.B. sehr bekömmlich in ungefähr 500 Gramm (Trockenmasse) Heucobs unterbringen.)
Indem man den Ingwer zusammen mit den Heucobs einweichen lässt, wird er übrigens noch besser akzeptiert.
Kühle Witterung unterstützt die Behandlung von Entzündungen mit Ingwer: bei heißem Wetter ist üblicherweise eine höhere Dosierung nötig, als bei „Novemberwetter“.
Das warme Einpacken der Gelenke von Arthrosepferden im Winter ist meines Erachtens bei Ingwerfütterung nicht nötig, vielleicht sogar, wie dauerhaftes Einbinden überhaupt, eher schlecht.
4.) Im ersten Monat der Anwendung kann wie bei allen Schmerzmitteln eine gewisse Gewöhnung stattfinden, die es erforderlich macht, die Dosis noch einmal um etwa 20% zu erhöhen. In der Folgezeit bleibt diese Dosis dann aber nach bisheriger Erfahrung konstant.
5.) Wie bereits erwähnt ist der scharfe Übergang von nicht beobachtbarer Wirkung zu deutlicher Wirkung bei einer nur geringfügigen Steigerung der Ingwermenge bemerkenswert (dies beobachtet man vor allem bei den reinen Gelenkerkrankungen). Dieser findet ungefähr in einem engen Bereich von nur ungefähr 20% der notwendigen Dosis statt. Es kann also sein, dass bei 12 Gramm am Tag noch keine Wirkung erkennbar ist und bei 15 Gramm das Pferd plötzlich vor Freude ausschlägt und über die Weide davon trabt, wie es z.B. auch bei Renaissance Fleur der Fall war.
Kurz unterhalb der Schwellenmenge, bei der die schmerz- und entzündungshemmende Wirkung einsetzt, kann es manchmal noch zu einer Schmerzverstärkung kommen. Dieser Bereich sollte daher schnell durchquert werden!
Dieser Fall ist in der folgenden Figur dargestellt, die das relative Empfinden eines Gelenkschmerzes bei einer bestimmten Ingwerdosis wiedergibt:
Der Grund für diesen scharfen Übergang ist sicherlich, dass Ingwer hunderte von Wirkstoffen enthält, die sich gegenseitig beeinflussen, wohingegen herkömmliche Arzneimittel meistens reine Substanzen sind oder nur sehr wenige andere Stoffe enthalten. Die entzündungshemmenden Eigenschaften der Gingerole scheinen demnach bei niedrigen Ingwermengen zunächst noch von anderen Inhaltsstoffen (Antagonisten) heruntergeregelt zu werden und sich dann aufgrund eines nichtlinearen Verhaltens beim Anstieg der Konzentrationen im Körper erst ab einer bestimmten Konzentration fast schlagartig zu entfalten. Die Verwendung einander entgegenwirkender Mittel zur Erzeugung steiler Kennlinien ist für viele Bereiche von Technik und Naturwissenschaft wohlbekannt. Die heutige Medizin ist bei der Behandlung ihrer wesentlich komplexeren Systeme aber noch lange nicht so weit.
Daher wurden wohl auch die in diesem Artikel beschriebenen Wirkungen des Ingwers bislang schlicht übersehen, weil die notwendigen hohen Dosierungen nie getestet wurden.
Da es sich bei der Paarung Agonisten/Antagonisten um ein in der Natur häufig vorkommendes Prinzip handelt, ist auch für andere Naturstoffe ab bestimmten noch zu bestimmenden Mengen mit vorher verkannten oder unerkannten Wirkungen aufgrund solchen nichtlinearen Verhaltens zu rechnen!
Meerrettich ist anscheinend ebenfalls ein solcher Naturstoff. Genauere Hinweise zur Anwendung finden Sie im Teil B dieses Artikels.
6.) Den Ingwer gibt man in der erforderlichen Menge solange, bis die Entzündung ausgeheilt ist, und senkt dann die tägliche Menge wieder kontinuierlich ab. Es versteht sich von selbst, daß bis zur Ausheilung die Schmerzlosigkeit nicht zur Arbeit des Pferdes ausgenutzt werden darf, da sich sonst die Ursache der niedergehaltenen Entzündung verschlimmern kann!
Bei der Behandlung von Weichteilentzündungen (Bänder, Sehnen), die manchmal (unerkannt) parallel zu den Gelenkerkrankungen auftreten, und sich durch die relativ hohen notwendigen Gaben von Ingwer bemerkbar machen ( ungefähr 10 bis 12 Gramm pro 100 Kilo Körpergewicht , manche Pferde mehr, manche weniger), ist es sinnvoll, diese hohe Dosis erst einmal 3 oder 4 Wochen beizubehalten und dann den Versuch zu unternehmen, auf die „Gelenkdosis“ von ungefähr 3 Gramm pro 100 Kilo Körpergewicht abzusenken (am besten bei einem Übergang zu kühlerer Witterung). Diese Dosis (wenn sie dann schon ausreicht, sonst muß wieder erhöht und eine weitere Zeit die hohe Dosis weitergegeben werden) sollte man dann mehrere Monate bis zur Ausheilung beibehalten und dann noch einige weitere Monate eine „Wohlfühldosis“ von 1,5 bis 2 Gramm pro 100 Kilo Körpergewicht zur Heilungsförderung weiterfüttern.
Der Zeitpunkt für eine Absenkung der Ingwermenge ist meistens dann gekommen, wenn das erkrankte Körperteil nicht mehr wärmer ist, als das gesunde Vergleichskörperteil am gleichen Pferd.
7.) Prinzipiell zählt Ingwer, obwohl ein Nahrungsmittel, zu den Dopingmitteln , wenn er in schmerz- und entzündungshemmender Menge verabreicht wird. Daher sind auch das Direktorium für Vollblutzucht und Rennen und die FN darüber seit Mitte 2002 informiert! Dennoch fand der Ingwer seinen Weg in den Pferdeleistungssport. Bereits seit dem Jahr 2003 läuft z.B. auf deutschen Rennbahnen eine größere und zunehmende Anzahl von Pferden unter Ingwer. Keine der üblicherweise an Tieren durchgeführten klinischen Studien könnte meines Erachtens ein verlässlicherer und härterer Test auf Nutzen und Verträglichkeit sein.
Nach dem Bekannt machen des Falls "Renaissance Fleur" hat die Zahl der mit Ingwer gefütterten Pferde sehr deutlich zugenommen und auch andere Bereiche erfasst. Entdeckt wurden diese Fälle bislang offensichtlich noch nicht. Es fehlen anscheinend Nachweisverfahren oder es wird gar nicht darauf getestet.
Für den Rennsport, der unter den am besten reproduzierbaren Versuchsbedingungen stattfindet, kann man grob sagen, dass die Siegquote bei Rennpferden unter Ingwer um mindestens 30 bis 50% steigt. Dabei handelt es sich aber meiner Ansicht nach nicht unbedingt um Doping! Vielmehr sollte meines Erachtens ein erlaubter Grenzwert für Inhaltsstoffe oder Metaboliten des Ingwers im Blut festgesetzt werden, denn unterhalb der beschriebenen Schwellenmenge wirkt Ingwer nicht mehr schmerzhemmend, sondern nur wohltuend, ist somit kein Doping sondern nur gutes Futtermittel! Die Pferde sind gesünder und laufen daher besser!
Nach meinen mehrjährigen Erfahrungen mit Ingwer in der Pferdefütterung sieht es für mich so aus, als ob dem Pferd durch Ingwer ein Ersatz für das wiedergegeben wird, was der Mensch ihm genommen hat, als er es durch Domestikation vom Wandertier zum Haustier machte. Etwas ähnliches ist aus der menschlichen Ernährung bekannt (European Journal of Nutrition, Bd.40, S. 289, 2002). Durch den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft ist der Gehalt an Salizylsäure in den Pflanzen stark zurückgegangen. Salizylsäure wird normalerweise als Schutzmechanismus bei Krankheit und Schädlingsbefall gebildet. Beim Menschen vermindert sie die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Herzanfällen, Schlaganfällen und auch Krebs. Der Mensch ist offensichtlich evolutionär an ihre Aufnahme angepasst, und die starke Verringerung der Menge in seinen heutigen Lebensmitteln wird mit einer Zunahme dieser Erkrankungen in Verbindung gebracht. Zum Teil muss sie dann bei Beschwerden künstlich durch Aufnahme von Acetylsalicylsäure (Aspirin) ausgeglichen werden. Niemand würde aber auf die Idee kommen, deshalb biologisch angebaute Pflanzen als Doping zu bezeichnen!
Auch ist in der menschlichen Ernährung erst in den letzten Jahren die Bedeutung der Gewürze mehr und mehr erkannt worden, die eigentlich nach klassischer Ernährungstheorie, die nur auf Eiweiß, Kohlehydraten, Fetten, Vitaminen und Mineralstoffen basierte, völlig unerheblich hätte sein sollen. Gewürze beeinflussen aber z.B. den Blutdruck, die Zucker- und Blutfettwerte und vieles andere mehr. So senkt z.B. Zimt schon in Mengen von 1 bis 6 Gramm täglich bei Menschen die (schädlichen) LDL-Cholesterinwerte und den Zucker um 10 bis 30% (Diabetes Care, Nov. 2003, Bd. 26, S. 3215) und hat damit ähnlich starke Wirkungen wie ein Medikament. Und dies ohne Nebenwirkungen! Nahrung lässt sich nicht mit einigen wenigen Parametern umreißen. Sie besteht aus zigtausenden von Verbindungen, von denen viele miteinander wechselwirken.
8.) Für alte Pferde scheint eine dauerhafte Gabe bis zum Lebensende von etwa der Hälfte der oben angegebenen Schwellenmenge (also 1,5 bis 2 Gramm pro 100 Kilo Körpergewicht) gesundheitlich von Vorteil zu sein. Ich würde dazu schon ab einem Alter von etwa 15 Jahren raten, auch wenn noch keine Beschwerden sichtbar vorhanden sind. Das Blut wird dünner, Heilungen finden auch in den schlechter durchbluteten Extremitäten schneller statt. Thrombosen verschwinden langsam oder werden schwächer, Beine laufen weniger an, der Kreislauf wird entlastet, der Fellwechsel scheint schneller abzulaufen. Die Pferde werden wieder „jünger“. Um wie viel die Lebenserwartung von Pferden durch Ingwer steigt, lässt sich noch nicht genau sagen und ist natürlich von der Belastung abhängig. Ich schätze die Zunahme bei Gnadenbrotpferden auf durchschnittlich mindestens 1 bis 2 Jahre. (Durch intervallmäßige Gabe von Meerrettich lässt sie sich noch weiter deutlich steigern! Siehe Teil B des Artikels!)
Dies hängt mit den auch schon beim Menschen beobachteten Wirkungen des Ingwers aufgrund seiner Gesamtheit an Inhaltsstoffen zusammen:
Hemmung der Plättchenaggregation im Blut, vasodilatorische Wirkung, Steigerung des Stoffwechsels, verdauungsfördernd, vermutlich auch antikarzinogen.
Er wird seit langem gegen Seekrankheit und bei Schwangerschaftsübelkeit eingesetzt.
(Eine neue Studie hat hier die Wirksamkeit und Unbedenklichkeit bestätigt: Obstetrics & Gynecology 2005 (105), S. 849-856). Erste „Ingwerfohlen“ wurden bereits geboren. (So hat z.B. die Mutter von Renaissance Fleur im April 2004 ein gesundes und sehr vitales Hengstfohlen zur Welt gebracht. Das Absetzen von der Mutter und deren „Ingwermilch“ hat dabei offensichtlich zu keinen „Entzugserscheinungen“ beim Fohlen geführt.)
Es wurde von langfristigen Ingwergaben während der Trächtigkeit bis zu 60 Gramm am Tag ohne schädliche Einflüsse berichtet. Meiner Meinung nach sind sogar positive Einflüsse denkbar, u.a. weil durch den Ingwer die Parasiten niedergehalten werden (siehe Punkt 11).
In früheren Zeiten wurde Ingwer auch gereicht, um einige Heilkräuter magenverträglicher zu machen. Auch bei Magengeschwüren wurden beim Menschen gute Ergebnisse erzielt. In einigen Ländern gilt er als Aphrodisiakum. Eine solche Wirkung scheint zumindest bei Stuten gegeben zu sein. Ihre Rosse wird verstärkt, was den Einsatz bei problematischen Stuten in der Zucht sinnvoll machen könnte (halbe Dosierung, also etwa 1,5 Gramm pro 100 Kilo Körpergewicht). Für Hengste im Deckeinsatz liegen mir keine Berichte vor. Bei meinen Wallachen konnte ich aber keine „androgenen Effekte“ beobachten.
In China wird Ingwer mit einem langen Leben in Verbindung gebracht. (Von dem chinesischen Philosophen Konfuzius (551 – 479 v. Chr.) ist bekannt, er habe jeden Tag und in jeder seiner Mahlzeiten Ingwer zu sich genommen. Und wenn er auch selbst dadurch nicht bis heute überlebt hat, so haben immerhin seine Weisheiten bis in unsere Zeit überdauert!)
Neue Untersuchungen (Veröffentlichung durch die Amerikanische Vereinigung für Krebsforschung am 28.10.2003) belegen für Ingwer bei Mäusen eine deutliche hemmende Wirkung bei Darmkrebs! Aufgrund der Berichte über antikarzinogene Wirkungen habe ich seit Anfang 2003 die Wirkung von Ingwer auf Melanome bei Schimmeln näher beobachtet. Melanome eignen sich hierfür sehr gut, vor allem im Anfangsstadium, weil ihre Größe und Zahl äußerlich leicht erkennbar ist.
Bei Ingwerdosierungen unterhalb der Schwellenmenge (ich verwendete 1,5 bis 2 Gramm afrikanischen Ingwer mit Scharfstoffgehalt ungefähr 2,5% pro 100 Kilo Körpergewicht) nahm die Anzahl und Größe der Melanome immer noch zu, wobei ich nicht sagen kann, ob sie ohne Ingwer schneller zugenommen hätte. Zur Zeit füttere ich 3 bis 4 Gramm pro 100 Kilo Körpergewicht und habe anscheinend das Wachstum stark verlangsamt . Die oben für Gelenkerkrankungen genannte Schwellenmenge könnte also auch hier als Schwellenmenge fungieren. Eine Pferdebesitzerin berichtet (als Nebeneffekt der Behandlung einer Hufrollenentzündung) sogar von einem Rückgang eines Karzinoms am Augenlid ihres Pferdes um etwa 2/3 bei Gabe von ungefähr 3 Gramm pro 100 Kilo Körpergewicht.
Wenn man dies auf Menschen übertragen kann, wäre dort mit Mengen von ungefähr 20 bis 30 Gramm pro 100 Kilo Körpergewicht zu rechnen (siehe hierzu weiter unten bei Punkt 11).
9.) Von einer Verfütterung von käuflichen Ingwerextrakten möchte ich dringend abraten! Die reinen Gingerole reizen, wie alle nichtsteroidalen Schmerz- und Entzündungshemmer, den Verdauungstrakt. Es sind die vielen weiteren Inhaltsstoffe des Ingwers, die für die ausgesprochene Magenfreundlichkeit verantwortlich sind.
10.) Alle Einflüsse, die sich negativ auf Entzündungen im Körper auswirken können, sollten tunlichst unterbleiben. Dazu gehört auch für Pferde ungeeignetes Futter . Auch Menschen mit Gelenkerkrankungen bekommen „Schonkost“ und kein normales Essen. Als Futter, bei dem zumindest die Gefahr einer Verstärkung von Entzündungen besteht, ist alles zu betrachten, woran Pferde evolutionsbedingt nicht angepasst sind. Besonders Brot wirkt nach meinen Beobachtungen verstärkend auf bereits vorhandene Entzündungen. Der Grund mag in den durch das Erhitzen entstandenen Aromastoffen liegen. Es könnten aber auch hauptsächlich die leicht verwertbaren Kohlenhydrate sein, was bedeuten würde, dass auch fruktanreiche Gräser und Traubenzucker hier schädlich sein könnten. Dadurch erhöhte Insulinspiegel werden auch beim Menschen in Verbindung zu Entzündungen im Körper gebracht (z.B. auch im Gehirn: Fishel, Archives of Neurology, Bd. 62, S. 1, 2005). Obwohl bei völlig gesunden Pferden kein offensichtlicher Einfluss auf die Gelenke zu Tage tritt, sollte Brot meines Erachtens daher besser völlig aus dem Ernährungsplan von Pferden gestrichen werden.
11.) Langfristige Fütterung von Ingwer in einer Dosis von bereits 1,5 Gramm pro 100 Kilo Körpergewicht und Tag (Warmblüter) führt zu einer sehr deutlichen Verminderung im Wurmbefall ! Auch beim Menschen ist bekannt, dass Gewürze Parasitenbefall niederhalten können. Darüber hinaus wird Ingwer in tropischen Ländern traditionell bei Bilharziose eingesetzt, ebenfalls einer Wurmerkrankung.
Nach 3 Wochen, bei starkem Befall nach spätestens 6 Wochen, sind die Tiere „ wurmfrei “, wenn die Koppeln nicht zu stark verwurmt sind. Es sind mir zwar bislang nur wenige Fälle bekannt geworden, bei denen der Ingwer die Würmer nicht beseitigen konnte (solche Fälle gibt es auch bei konventionellen Wurmkuren), dennoch sollte der Erfolg daher nach diesem Zeitraum durch eine Kotprobe kontrolliert werden. Die Wirkung zeigt sich aber meistens auch schon durch Gewichtszunahme und glänzendes Fell. Die genannten Werte gelten für Ingwer mit hohem Gehalt (ungefähr 3 %) an ätherischen Ölen und hohem Scharfstoffgehalt (ungefähr 2,5 %). Ob der Ingwer mit geringerem Öl- und/oder Scharfstoffgehalt genauso auf Würmer wirkt, und daher andere Inhaltsstoffe dafür verantwortlich sind, habe ich noch nicht untersuchen können.
Bisher waren alle natürlich ernährten und mit Ingwer behandelten Pferde nach spätestens 6 Wochen wurmfrei. Die mir bekannten Fälle, bei denen der Ingwer nicht ausgereicht hatte, erhielten alle angereicherte Fertig- und Mineralfutter. Ich hege daher den Verdacht, dass bei genetisch besonders prädestinierten Tieren einige der Zusätze in diesen Futtermitteln Würmer so stark fördern, dass der sanft entwurmend wirkende Ingwer nicht mehr gegen ihre Zunahme ankommt.
Über die Verwendung von Ingwer gegen Schmerzen und Entzündungen beim Menschen laufen Untersuchungen in Australien, die allerdings auf chemische Abwandlung seiner Inhaltsstoffe abzielen (Phenylalkanole). Eine Veröffentlichung liegt meines Wissens hierzu noch nicht vor.
Es ist aber in der Veterinärmedizin bekannt, dass die meisten Medikamente beim Pferd besser wirken, als beim Menschen. So beträgt z.B. die entzündungshemmende Dosis Aspirin beim Warmblutpferd etwa 3 Gramm am Tag, beim viel leichteren Menschen 1 bis 2 Gramm!
Bei Ingwer ist dieses Verhältnis noch extremer. Ein Grund dafür könnte sein, dass die Gingerole des Ingwers nichts sehr säurebeständig sind und der Mensch eine ausgeprägtere Magenverdauung als das Pferd hat, bei dem der Magen mehr "Desinfektionskammer" und Schleuse zum Darm ist.
Für getrockneten Ingwer mit etwa 2,5% Scharfstoffgehalt und für afrikanischen Ingwer mit niedrigerem Scharfstoffgehalt (ungefähr 1,5 %) wurden von anderen und auch mir im Selbstversuch notwendige Mengen zwischen 15 und 30 Gramm pro 100 Kilo Körpergewicht und Tag bei reinen Gelenkerkrankungen des Menschen ermittelt. Auch hier war ein sehr plötzliches Einsetzen der Wirkung erst ab dem Überschreiten einer Schwellenmenge zu beobachten. Das bedeutet, dass ein Mensch also etwa sieben Mal weniger empfindlich auf die schmerz- und entzündungshemmende Wirkung des Ingwers reagiert, als ein Pferd!
In einem Fall wurde von starken Blähungen als Nebenwirkung berichtet (18 Gramm Ingwer bei 60 Kilo Körpergewicht), dafür half der Ingwer hier allerdings nicht nur gegen die Arthroseschmerzen, sondern sogar gegen eine Fibromyalgie.
Bei Ödemen in den Beinen halfen 8 bis 12 Gramm pro 100 Kilo Körpergewicht.
Bei Hunden scheint die Dosis noch etwas höher zu liegen als beim Menschen. Bei einem Schäferhund mit 30 Kilo Gewicht muss zur Schmerzbehandlung mit etwa 10 Gramm pro Tag gerechnet werden. Hunde sind allerdings gegenüber Ingwer wesentlich mäkliger als Pferde, vermutlich des Geruches wegen, weshalb man öfters die Schwierigkeit hat, die wirksame Menge überhaupt zu erreichen. Aufgrund ihrer scharfen Magensäfte sind sie jedoch auch in der Lage, grob geschnittenen getrockneten Ingwer, der wenig riecht, gut zu verwerten. Sie akzeptieren ihn in dieser Form (vor allem in Trockenfutter) deutlich besser. Auch bei Verabreichung in Katzenfutter haben einige Hundehalter gute Erfahrungen gemacht.
Die auf das Körpergewicht bezogene Wirksamkeit des Ingwers bei reinen Gelenkerkrankungen verhält sich demnach für Pferd : Mensch : Hund ungefähr wie 1 : 7 : 10 .
12.) Ingwer hilft nicht gegen Infektionen ! (Hier kann man aber sehr wirkungsvoll Meerrettich einsetzen, siehe hierzu Teil B!) Da er aber deren Symptome teilweise überdeckt, muss (ab einer Menge von ungefähr 3 Gramm pro 100 Kilo Körpergewicht) verstärkt darauf geachtet werden. Treten bei der Verfütterung von Ingwer Schwierigkeiten auf, sollten daher bakterielle oder virale Infektionen in Betracht gezogen werden. Besonders gilt das für Zahnprobleme, aber auch z.B. für Borreliose. In einigen Fällen kann es auch geschehen, dass eine zuvor lange verborgen gebliebene Infektion durch Ingwerfütterung erst offen zutage tritt. Dies liegt daran, dass der Körper bei einer bakteriellen Infektion mit Hilfe der Entzündungsreaktion versucht, auch die Infektionserreger zu bekämpfen. Durch Hemmung der Entzündung kann daher auch die Bekämpfung der Erreger gehemmt sein. Dies ist ein für alle entzündungshemmenden Mittel bekannter Mechanismus.
Ich möchte hier betonen, dass Ingwer den Tierarzt nicht ersetzen kann und soll!
Ingwer sollte nur eingesetzt werden, wenn die tierärztliche Diagnose feststeht oder die eigene sicher ist, oder es sich um altersbedingte Schäden handelt, bei denen man sowieso nur noch Symptome behandeln kann.
Er sollte aber auch von allen verantwortungsvollen Tierärzten zum Wohle der Tiere in so vielen Fällen wie möglich eingesetzt werden, auch als Nachversorgung zur Unterstützung von langfristigen Heilungen. Tierärzte verfügen zwar über Substanzen, die schneller wirken als Ingwer, aber meiner Ansicht nach nicht über welche, die besser sind! Der Bezug einer geprüften Qualität direkt über den Tierarzt ist aber leider noch nicht möglich.
Ein noch spekulatives aber sehr hoffnungsvolles Einsatzgebiet von Ingwer beim Menschen könnte übrigens die Alzheimersche Krankheit , vielleicht auch Parkinson , sein. So wurde bereits in vielen groß angelegten Untersuchungen bestätigt, dass die nichtsteroidalen Schmerz- und Entzündungshemmer bei langfristiger Gabe über mehrere Jahre das Risiko, an Alzheimer zu erkranken, um bis zu 80 % senken! (Z.B. von Forschern des Erasmus-Medizinzentrums in Rotterdam, veröffentlicht in „New England Journal of Medicine“, Nov. 2001, Bd. 345, S. 1515; von der University of California, veröffentlicht Nov. 2001 in „Nature“; oder auch von den Universitäten Toronto und Washington, American Academy of Neurology, 2003).
Weiterhin wurde gefunden, daß nichtsteroidale Entzündungshemmer sogar bereits entstandene Alzheimer-Plaques wieder auflösen können (J.R. Barrio u.a. in „Neuroscience“, Ausgabe vom 31.3.2003)! Einen noch stärkeren Hinweis, dass die Inhaltsstoffe des Ingwers ebenfalls gegen Alzheimer wirksam sein sollten, geben neueste, sehr erfolgreiche Forschungen mit dem ebenfalls entzündungshemmenden gelben Farbstoff Curcumin aus Gelbwurz (Curry), ebenfalls einer Pflanze aus der Gruppe der Ingwergewächse. Bei Curcumin zeigte sich eine starke Wirksamkeit bei Demenz von Mäusen und ebenfalls ein Abbau sogar bereits bestehender Alzheimer Plaques (G. Cole, Journal of Biological Chemistry, Online-Vorabveröffentlichung, Dez. 2004).
Darüber hinaus gibt es Studien, die nahe legen, dass Medikamente, die bei Alzheimer wirken, auch bei Parkinsonscher Krankheit ausprobiert werden sollten (B. Gaisson u.a. in „Science“, Apr. 2003, Bd. 300, S. 636).
Da Ingwer ebenfalls genauso wie ein nichtsteroidales schmerz- und entzündungshemmendes Mittel wirkt, ist ein positiver Einfluss also auf beide Erkrankungen möglich, vielleicht sogar wahrscheinlich.
Was die mögliche Behandlung von Krebs betrifft, so zeigen auch hier Studien mit dem verwandten Wirkstoff Curcumin eine sehr deutliche Wirkung bei Hautkrebs (D. Siwak, Cancer, August 2005). Außerdem verhindert Curcumin effektiv die Metastasenbildung bei Brustkrebs (Aggarwal, Clinical Cancer Research, Nr. 11, Bd. 20, 15.10.2005).
Eine langfristige Fütterung von Ingwer schon in halber bis 2/3 Menge der Schwellenmenge scheint übrigens Heilungsreaktionen des Körpers sowohl an Gelenken, wie auch an Sehnen deutlich zu beschleunigen. Sogar eine zuvor von Jahr zu Jahr größer werdende Hornsäule bei meinem englischen Vollblüter (Barfußpferd) zeigte auf den Röntgenaufnahmen nach einem Jahr Ingwerfütterung in einer Menge von 2 Gramm pro 100 Kilo Körpergewicht einen leichten Rückgang um 15 bis 20% an. Gleichzeitig zur Ingwergabe erhält er noch eine huforthopädische Behandlung (Biernat-Schule). Diese kann aber erfahrungsgemäß ohne Ingwer nur helfen einen Status Quo zu halten. Eine Erhöhung der Ingwermenge (seit Oktober 2004) auf 3 bis 4 Gramm pro 100 Kilo Körpergewicht hat hingegen in einer Röntgenaufnahme vom Oktober 2005 keine weitere Verkleinerung mehr gezeigt, aber auch keine Vergrößerung. Äußerlich fällt aber auf, dass sich dieses Jahr zum ersten Mal seit langer Zeit kein Hornspalt mehr über der Hornsäule bildete, so, als ob das Horn fester geworden wäre.
Die äußerlich sichtbare Hufgelenksschale meines nun 34-jährigen Wallachs, die sich während 7 Monaten akuter Entzündung unter schmerz hemmender Ingwerdosis gebildet und zu einer steilen Hufform geführt hatte, entwickelte sich nach Ende der akuten Phase und Reduzierung der Ingwermenge auf die halbe Dosis, die nicht mehr schmerz- und entzündungshemmend wirkt, binnen des folgenden dreiviertel Jahres stark zurück. Die Huppel am Kronsaum (Bindegewebe) schrumpfte dabei auf etwa ein Viertel des anfänglichen Volumens und der Huf lief sich wieder in seine frühere Form, die Gelenkversteifung war also offensichtlich verschwunden. Eine Röntgenaufnahme, die leider erst 1 Jahr nach dem Ende der akuten Phase aufgenommen wurde, zeigte, dass die Gelenkspalten wieder frei sind. Weitere Röntgenaufnahmen ungefähr 1 Jahr und 2 Jahre später nach Verfütterung von 2 Gramm bzw. 4 Gramm pro 100 Kilo Körpergewicht zeigen keinerlei Veränderungen an den Knochenauswüchsen ( Exostosen ) gegenüber der ersten Aufnahme. Der Zustand der knöchernen Auswüchse ist wie eingefroren.
Ohne Ingwerfütterung hätten die Auswüchse zunehmen und das Bein noch dicker werden müssen.
Bei Renaissance Fleur ist nach Aussage der Besitzerin nach 2 Jahren der Ingwerfütterung in einer Dosierung von 3 Gramm pro 100 Kilo Körpergewicht ebenfalls ein deutliches Dünnerwerden des ehemals zertrümmerten Gelenkes festzustellen.
Über den äußerlich sichtbaren Rückgang von Schale bei langfristiger Ingwerfütterung wurde mir bereits auch von mehreren anderen Anwendern berichtet. Eine Anwenderin bestätigte auch das Verschwinden der beginnenden Verknöcherungen innerhalb des Gelenkspaltes bei einer Hufgelenksentzündung ihres Pferdes durch Röntgenaufnahmen.
Auf den Röntgenaufnahmen meines alten Wallachs ist darüber hinaus eine nur sehr geringfügige Verknöcherung seines Hufknorpels zu erkennen. Inwiefern dies mit dem Ingwer zusammenhängt, ist aber nicht klar, weil Röntgenaufnahmen vom Zustand vor der Fütterung fehlen. Ich vermute auch eine Ursache darin, dass er keine angereicherten Fertig- und Mineralfuttermittel erhält. Durch Kalzium in Verbindung mit Vitamin D lassen sich Kalkablagerungen sogar mitten in Muskeln hervorrufen. Ich bin sicher, dass eine Überversorgung mit Kalzium und Vitamin D einer der Gründe für den heutzutage viel zu oft auch schon bei jungen Pferden festgestellten Befund „ Hufknorpelverknöcherung “ ist.
Welche Inhaltsstoffe und Kombinationen derselben im Ingwer maßgeblich für welche Wirkungen zuständig sind, ist noch nicht untersucht. Gegenüber den üblicherweise von einem Tierarzt verordneten Mitteln hat der Ingwer jedoch meines Erachtens den Vorteil, aus einem Gemisch aus hunderten von wirksamen Substanzen zu bestehen, so dass die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass auch Substanzen dabei sind, die dem Körper helfen, auch solche Schäden zu reparieren, die der Arzt noch gar nicht diagnostiziert hat. Dies ist eine Aufgabe, die ein gutes Nahrungsmittel haben sollte.
Dass viele Pferde den Geruch von Ingwer in konzentrierter Form nicht mögen, lässt sich übrigens vorteilhaft ausnützen, um sich selbst kostengünstig eine Paste zur Anwendung bei Koppern herzustellen, die nicht die gesundheitsschädliche Wirkung käuflicher Pasten besitzt: Hierzu verrührt man (je nach „Ingwerliebe“ des Tieres) etwa 50 Gramm gemahlenen Ingwer in 100 Gramm nur leicht erwärmter Vaseline (Drogeriemarkt) und lässt wieder erkalten. Meistens muss man diese Creme alle paar Tage auf die Oberflächen dick auftragen, auf denen das Tier mit den Zähnen aufsetzt.
Während Ingwer sich bereits seit Jahrtausenden beim Menschen als Lebensmittel bewährt, ist er nicht zu den pferdetypischen Futtermitteln zu zählen, an welche sich das Pferd im Laufe der Evolution angepasst hat. Daher war auch wichtig abzuklären, ob sich nicht doch bei langfristiger Gabe im Laufe der Zeit Nebenwirkungen zeigen, auch wenn diese äußerlich noch nicht erkennbar sind. Abgesehen vom nun schon mehr als zweijährigen Einsatz im Leistungssport, in dem sich Schwächen schnell zeigen würden, liegen solche Werte nun für die niedrigeren Dosierungen (bis ungefähr 3 bis 4 Gramm pro 100 Kilo Körpergewicht) vor.
Zwei und 3 Jahre nach Beginn der Ingwerfütterung an meinen nun 34-jährigen immer noch quietschfidelen Wallach hatte ich große Blutbilder machen lassen: Weder Niere noch Leber haben in dieser Zeit Schäden davongetragen! Da gleiche gilt für die Blutwerte meines nun 18-jährigen Vollblüters nach ein und 2 Jahren Ingwerfütterung. Es gibt sogar Berichte von anderen Pferdenbesitzern, dass Ingwer die Leberwerte ihrer alten Pferde gebessert habe. Das einzige, was mir bei dem 34-jährigen Wallach Kummer bereitet, sind die vielen fehlenden Backenzähne, weil das wichtige gleichmäßige Heufressen dadurch fast unmöglich wird. (Eingeweichte und geschredderte Heucobs scheinen bislang aber ein guter Ersatz zu sein.) Ohne Ingwer wäre er, und mit ihm viele andere, ziemlich sicher schon im Pferdehimmel!
Die Tabelle in Fig. 2 fasst einige der Beobachtungen zur Fütterung von Ingwer zusammen (Afrikanischer Ingwer mit ungefähr 2,5% Scharfstoffgehalt).
|
bei weniger als 3 Gramm pro 100 Kilo Körpergewicht |
ab ungefähr 3 Gramm pro 100 Kilo KG |
ab ungefähr 6 bis 10 Gramm pro 100 Kilo KG |
Gelenkschmerzen und -entzündungen allgemein |
- |
+ |
+ |
Weichteilschmerzen und Entzündungen (Sehnen, Bänder, Muskeln) |
- |
- |
+ |
Hufrolle (Podotrochlose) |
- |
+ (leichte Form) |
häufig + (manchmal bis 20 Gramm nötig!) |
Durchfall/Kotwasser |
häufig + |
häufig + |
häufig + |
Wirkung gegen Würmer (natürlich ernährte Pferde) |
+ (binnen 3 bis 6 Wochen) |
+ (Zeitraum ?) |
+ (Zeitraum ?) |
Augenentzündungen |
- |
+ |
+ |
Melanome |
- |
+ Verlangsamung |
+(?) |
Sommerekzem |
- |
- |
? |
Headshaking |
- |
- |
- (?) |
Nervenschmerzen |
- |
- |
- (?) |
Hornsäulen |
+ (langsam) |
- |
- (?) |
Überbeine |
(+, langsam) |
+ |
+ (?) |
Hufrehe |
+ (leichte Form) |
+ |
+ (?) |
Schleimverflüssigung bei Nebenhöhlen-Entzündung |
(+) |
+ |
+ (?) |
Fig. 2 Beobachtete Wirkungen des Ingwers
B. Meerrettich in der Pferdefütterung (Stand November 2005)
Meerrettich , frisch gerieben, ist beim Pferd in einer Menge (Richtwert!) von ungefähr 20 bis 25 Gramm pro 100 Kilo Körpergewicht ein wirksames Breitband-Antibiotikum gegen grampositive und gramnegative Bakterien (z.B. bei Einschuss, Kiefervereiterungen u.ä.). Bei sehr schwerem Einschuss, bei dem auch die Haut schon einriss, waren nach Beobachtung einer Pferdebesitzerin mehrwöchige Gaben von bis zu 35 Gramm Meerrettich pro 100 Kilo Körpergewicht bei gleichzeitiger Verabreichung von 5 Gramm Ingwer pro 100 Kilo Körpergewicht nötig!
In geringerer Dosis von etwa 10 bis 12 Gramm pro 100 Kilo Körpergewicht beseitigt Meerrettich noch Zahninfektionen und wirkt schleimlösend .
Alten Pferden tut eine Meerrettichkur alle paar Wochen über etwa eine Woche hinweg sehr gut. Hierzu genügt, nachdem man beim ersten Mal das Pferd mit einer Menge von 20 bis 25 Gramm pro 100 Kilo Körpergewicht „durchgeputzt“ hat, in den späteren Fällen ebenfalls eine Menge von nur noch 10 bis 12 Gramm pro 100 Kilo Körpergewicht.
Alternativ kann man auch, nach einer anfänglichen Kur mit 20 bis 25 Gramm pro 100 Kilo Körpergewicht, den Meerrettich (10 bis 12 Gramm pro 100 Kilo Körpergewicht) auch jede Woche und dann an zwei aufeinander folgenden Tagen geben. Diese Methode wende ich zur Zeit bei meinen beiden Pferden Amarock und Waran an (zusätzlich zum Ingwer).
Auffällig bei der Fütterung von Meerrettich an alte Pferde (in Kombination mit Ingwer, vermutlich aber auch ohne) ist die Gewichtszunahme bei sonst gleicher Futtermenge! Der Effekt dürfte vergleichbar sein wie in der Schweineaufzucht. Dort wird durch Verfütterung antibakterieller Stoffe (früher Antibiotika, heute leider Kupfer) die Gewichtszunahme beschleunigt. Mutmaßlich geschieht dies durch das Beseitigen kleinerer Infektionen, die das Wachstum verlangsamen.
Auch in der Fleischproduktion für den Menschen könnte daher meiner Ansicht nach auf den wirksamen und gleichzeitig gesunden Meerrettich übergegangen werden!
Der Meerrettich muss frisch gerieben sein, weil einige seiner Wirkstoffe, die aus Vorläufersubstanzen erst bei der Zerstörung der Zellwände entstehen (z.B. Allylsenföl aus Sinigrin) nicht sehr stabil sind und sich relativ schnell zersetzen.
Es wird aber auch von manchen Pferdebesitzern geriebener Meerrettich aus dem Glas (kein Sahnemeerrettich!) mit Erfolg angewendet. Er enthält dann allerdings Konservierungsstoffe und die notwendige Dosierung dürfte auch höher liegen.
Bevorzugt gibt man den Meerrettich in einer Portion am Tag , denn einige seiner wirksamen Verbindungen (Senföle) sind flüchtig (hoher Dampfdruck) und werden durch den Körper schnell wieder ausgeschieden, auch ausgeatmet. Gibt man den Meerrettich hingegen in kleinen Portionen über den Tag verteilt, so ist nicht gesagt, daß man die wirksame Mindestkonzentration im Körper überhaupt erreicht, weil der Körper nämlich schon längst mit der Ausscheidung der vorherigen kleinen Gabe begonnen hat, bevor die nächste zugeführt wird.
Das Wort Meerrettich (engl. horse radish, also Pferderettich) ist übrigens auch im deutschen der „Mährrettich“. Der Wortstamm kommt von marha, germanisch für Pferd, und hat sich in unserer „Mähre“ und dem englischen Wort „mare“ für das weibliche Pferd erhalten.
Meerrettich ergänzt den Ingwer in fast idealer Weise! Der Ingwer drückt dann die Entzündung und der Meerrettich beseitigt gleichzeitig die Keime als die Ursache der Entzündung.
Er kann auch über viele Wochen verfüttert werden. (Dies sollte man zur Ausheilung einiger Arten von Erkrankungen, z.B. Kiefervereiterungen, auch tun!). Bei einer Verfütterung bis zu 8 Wochen (in eingeweichten Heucobs) habe ich noch keine Probleme festgestellt, außer einer geringfügigen Abnahme der Menge an roten Blutkörperchen. Bei Gabe eines herkömmlichen Antibiotikums über 8 Wochen wäre hingegen wohl mit schwersten Nebenwirkungen zu rechnen!
Beim Menschen ist allerdings bei sehr langfristiger Einnahme in großen Mengen (mehr als 20 Gramm pro Tag, also mehr als ungefähr 30 Gramm pro 100 Kilo Körpergewicht) die Bildung von Magengeschwüren bekannt. Allerdings nehmen Menschen Meerrettich auch nicht in bekömmlicher Form zusammen mit eingeweichten Heucobs auf. Dennoch ist es sicherer, Meerrettich nicht wie Ingwer jahrelang als Dauerfutter einzusetzen, sondern intervallmäßig.
Ingwer als magenschonendes Mittel verbessert vermutlich die Verträglichkeit des Meerrettichs bei langfristigen Behandlungen.
Durch Meerrettich lassen sich offenbar vielfältige bakterielle Infektionen effektiv bekämpfen. Virale Infektionen habe ich selbst nicht intensiv untersuchen können. Man spricht aber dem Meerrettich gewisse antivirale Eigenschaften zu, und ich habe Anhaltspunkte, dass er sich tatsächlich bei solchen Infektionen einsetzen lässt.
Auf keinen Fall schadet es, bei einer viralen Infektion gleichzeitig Meerrettich zu geben, denn Sekundärinfektionen durch Bakterien, die häufig ein Problem bei viralen Infektionen darstellen, werden dadurch schnell beseitigt.
Wie ich vor kurzem erfuhr, sind ungefähr zeitgleich zu meinen Versuchen mit Meerrettich beim Pferd auch ähnliche Versuche bei einer wesentlich größeren Anzahl von Menschen (mehr als 1000!!) durchgeführt worden. Die Studie (Dr. U. Frank, Prof. Dr. K. F. Klippel), die keinen reinen Meerrettich, sondern ein verkapseltes getrocknetes Kombinationspräparat aus Meerrettich und Kapuzinerkresse verwendete, untersuchte die Wirkung auf 13 klinisch relevante Bakterienarten, die Infektionen der Harnwege und des Atmungstraktes verursachen. Kapuzinerkresse produziert, wie Meerrettich, bei Zerstörung ihrer Zellwände ebenfalls Senföle, die allerdings etwas anders zusammengesetzt sind (z.B. zusätzlich Benzylsenföl).
In der Studie zeigte sich für die Patienten, die das Kapuzinerkresse/Meerrettich-Präparat einnahmen, die gleiche Wirksamkeit, wie bei einer Kontrollgruppe, die mit synthetischen Antibiotika behandelt wurde! Es wurde bakterizide und in geringerer Dosierung noch bakteriostatische Wirkung gegenüber Staphylokokken, Streptokokken, Enterokokken, Acinetobacter, E. coli, Proteus, Enterobacter, Haemophilus influenzae festgestellt.
Außerdem wohl auch virostatische Wirkung bei Rhinoviren, Influenza, Newcastle .
Zudem antimykotische Wirkung gegen Candida, Schimmelpilze.
Das in der Studie verwendete Präparat enthielt 200 mg getrocknete Kapuzinerkresse und 80 mg getrockneten Meerrettich pro Kapsel, entsprechend ungefähr 2 Gramm frischem Kraut und 1 Gramm frischem Meerrettich, wobei aber laut Herstellerangaben die tägliche Dosis für einen erwachsenen Menschen bis zu 25 Kapseln pro Tag beträgt! Dies entspräche dann ungefähr 50 Gramm frischer Kapuzinerkresse und 25 Gramm frischem Meerrettich, wenn die Herstellerfirma es geschafft haben sollte, die Pflanzen sehr schonend zu verarbeiten.
In der Studie wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass mit Resistenzbildung von Keimen nicht zu rechnen ist. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass die Wirkstoffe alle schon im Dünndarm resorbiert werden (!), so dass die bakterielle Dickdarmflora nicht geschädigt wird! Ist dies schon für den Menschen von Vorteil, so gilt das für das „Darmtier“ Pferd gleich zweimal! Daher reagieren Pferde wohl auch so positiv darauf!
Die Studie an Menschen betrachtete nur Infektionen, die an Orten stattfinden, an denen sich die Hauptwirkstoffe (Senföle) des Meerrettichs und der Kapuzinerkresse konzentrieren (Ausscheidungswege über Harn und Lunge). In meinen Untersuchungen am Pferd hatte ich bei ungefähr doppelter eingesetzter Dosis auch eine Wirkung auf andere entfernte infizierte Organe beobachtet, z.B. eben auf Einschuss (Streptokokken) im Bein. Ähnliches ist daher wohl auch beim Menschen zu erwarten.
In der Studie wurde zudem das Substrat gleichmäßig über den Tag verteilt verabreicht, was sich nach meinen eigenen Versuchen beim Pferd als weniger wirkungsvoll erwiesen hat. Ähnliches erwarte ich daher eigentlich auch beim Menschen.
Sehr interessant ist die gefundene virostatische Wirkung bei Influenza! (Womöglich auch auf Herpes? Vermutlich wurde gar nicht darauf getestet!)
Bei Pferde- (und Menschen-!)grippe wäre dieser Studie zufolge daher eine hochdosierte Meerrettichgabe (eventuell in Kombination mit Kapuzinerkresse) empfehlenswert!
Einer tödlichen Grippewelle, vor der die Wissenschaftler bereits seit vielen Jahren warnen, könnte damit vielleicht die Spitze genommen werden!
Hinweise auf die virostatische Wirkung habe ich im Oktober an mir (ungefähr 70 Kilo) selbst ausgetestet, als ich an einem grippalen Effekt litt. 25 Gramm Meerrettich reichten nach diesem Versuch noch nicht zu einer deutlichen Besserung aus. Bei 50 Gramm am Tag war (allerdings erst am nächsten Tag) eine sehr deutliche Besserung im Befinden zu erkennen. Allerdings ist diese Menge nicht angenehm zu essen und schlägt auch schon etwas auf den Magen. Ich hatte die Menge auf 2 Portionen, morgens und abends, verteilt, weil ich glaube, dass es im Gegensatz zur Bakterien abtötenden Wirkung, bei einer virostatischen (das Viruswachstum nur hemmenden) Wirkung auf eine ungefähr gleichmäßige Wirkstoffmenge im Körper ankommt. Wird das Viruswachstum hinreichend gehemmt, gewinnt das Immunsystem des Körpers Zeit, das Virus effektiv zu bekämpfen.
Am angenehmsten ist die Einnahme von Meerrettich durch den Menschen meiner Erfahrung nach, wenn man den Meerrettich in kleine Stückchen schneidet und diese in kleinen Portionen im Mund zerkaut, nachdem man zuvor einen Schluck kalte Milch in den Mund genommen hat. Beim Zerkauen unter Milch geraten die sehr scharfen gasförmigen Senföle dann nämlich nicht in die Luftröhre oder gar Lunge!
Beim Ausbruch einer gefährlichen Grippeepidemie und Mangel an Tamiflu würde ich daher den Einsatz von Meerrettich beim Menschen in der geschilderten Weise empfehlen, bevorzugt in Kombination mit einem magenschonenden Mittel.
Flohsamen
Der Indische Flohsamen (Plantago ovata) ist eine aus Indien kommende Art aus der Gattung der Wegeriche (Plantago). Bei der einjährigen krautigen Pflanze handelt es sich um eine Heilpflanze, die hauptsächlich in Indien und Pakistan angebaut wird.
Sie enthalten Ballaststoffe und Schleimmengen, die in Verbindung mit Wasser aufquellen und die Verdauung unterstützen. Sie werden bei Darmproblemen angewandt und können unter anderem bei Reizdarm helfen. Flohsamenschalen sollen sowohl bei Verstopfung als auch bei Durchfall helfen. Das erklärt sich durch die große Wasserbindungsfähigkeit. Für das starke Quellverhalten sind sogenannte Schleimpolysaccharide verantwortlich, die sich in den Samenschalen befinden. Durch die große Wasserbindungsfähigkeit der indischen Flohsamenschalen wird der Stuhl formbar und gleichzeitig wird die Darmpassage verzögert.
Kein Pferd ist absolut sandfrei. Sand oder Erde hängt an den Wurzeln von Gras und klebt in kleinen Mengen auch am Heu. Mit geringen Mengen Sand kommt das Pferd problemlos zurecht. Größere Mengen jedoch belasten den Darm, Durchfälle können die Folge sein, im schlimmsten Fall kommt es zur Kolik.
Wieviel Sand oder Erde Ihr Pferd intus hat, zeigt der Test, den Tierarzt Dr. Faulstich von der brandenburgischen Pferdeklinik Cavallo 9/02 wie folgt beschrieben hat: Aus einem frisch geäpfelten Haufen sechs Bollen in einem halben Liter Wasser auflösen. Das Gemisch kräftig schütteln, bis die Äpfel ganz aufgelöst sind. Der Sand sinkt auf den Boden. Mehr als ein Esslöffel Sand sollte Anlass zur Sorge sein.
Abhilfe schaffen kann indischer Flohsamen. Die Schalen der zur Wegerich-Familie gehörenden Kräuter quellen stark auf. Wirkung verliert.
Flohsamen gegen Sandkoliken beim Pferd:
Indischer Flohsamen enthält in seinen Schalen viele Schleimstoffe, die durch Wasseraufnahme zu einer starken Quellung führen. Die schleimige Substanz bindet Sand und Dreck im Darm und erleichtert den Transport nach außen. Außerdem bildet sich ein schützender Film an den Darmwänden. Für alle Pferde, die Probleme mit Sandkoliken haben, weil sie (zu) gerne im Sand schnorcheln.
Fütterungsempfehlung Flohsamenkur:
Menge: Bei Sand im Pferdedarm füttert man etwa 100 Gramm Flohsamen täglich.
Als Prophylaxe kann man Pferden, die auf sandigen Paddocks oder Koppeln mit Magergras stehen, täglich 50 Gramm verabreichen.
Anwendungsdauer: 4 Wochen
Häufigkeit der Kur: je nach Bedarf oder zweimal jährlich
Art der Fütterung: Gefüttert wird Flohsamen frisch angefeuchtet.
Er soll im Verdauungstrakt des Pferdes quellen, daher vorher nicht einweichen.
Verfüttert man ihn trocken, ist die Gefahr groß, dass die sehr leichten Samen verblasen werden.
Eine Veränderung des Kotes wird bereits nach wenigen Tagen sichtbar sein.
Die stark schleimige Substanz binden Sand und Dreck im Darm und transportieren ihn nach außen. Von einer Dauerfütterung ist allerdings abzuraten, da der Flohsamen sonst seine Wirkung verliert.